Seit dem zu Lawinen geforscht wird, wurde versucht das Lawinenrisiko aus Lawinenunfällen abzuleiten. Ein isolierter Blick auf Lawinenunfälle ist jedoch wenig zielführend. Mindestens so wichtig ist es ein Verständnis davon zu gewinnen, wo und wann wie viele Skitouren unternommen werden. So gab es im Tessin in den letzten 20 Jahren (ohne Alpenhauptkamm) nur einen einzigen tödlichen Lawinenunfall. Hängt dies mit der spezifischen Beschaffenheit der Schneedecke am Alpensüdhang zusammen? Oder mit den dort typischen Geländeeigenschaften? Kaum! Es ist viel einfacher: Im Tessin werden wegen dem garstigen Gelände sehr wenige Skitouren unternommen! Wenig Skitouren bedeutet wenig Unfälle. Wir müssen Lawinenunfälle also zwingend in Relation zum Verkehrsaufkommen setzen. Diese sogenannten Bewegungsmuster in Kombination mit rapportierten Lawinenauslösungen werden es in der Zukunft zulassen ein genaueres Verständnis über das Lawinenrisiko zu gewinnen. Mehr zu den Bewegungsmustern findest du in einer spannenden Studie von F. Techel und K. Winkler: Patterns of recreational backcoutry usage. 2014. Eine deutschsprachige Zusammenfassung haben die Autoren in BergUndSteigen veröffentlicht: Fürchtet den Altschnee.
Um zu verstehen, wo und wann wie viele Skitouren unternommen werden, sammelt Skitourenguru seit etlichen Jahren im Feld aufgenommene GPS-Tracks von Skitouren. Dank einem regen Feedback von Usern und Dank der Zusammenarbeit mit Gipfelbuch ist bereits eine hübsche Sammlung an GPS-Tracks zusammengekommen. Wenn eine derartige Sammlung angemessen bearbeitet wird, ist es möglich eine sogenannte Heatmap zu berechnen. Eine Heatmap zeigt Hotspots (rot) auf, wo besonders viele Skitouren aufgenommen wurden.
Die folgende Heatmap basiert auf GPS-Tracks, die zwischen 2006 und 2017 aufgenommen wurden. Nach einem komplexen Konvertierungs-, Filter- und Korrektionsprozess bleiben Liniensegmente einer totalen Länge von ca. 48'000 km zurück. Zum Vergleich: Der Erdumfang beträgt 44'000 km. Von diesen Liniensegmenten kann mit hoher Sicherheit davon ausgegangen werden, dass es sich tatsächlich um Skitouren handelt.
Die Heatmap zeigt nun natürlich nur einen Ausschnitt auf das tatsächliche Geschehen im Feld. Die Daten unterliegen einem Bias (Verzerrung). Letztendlich kann zur Zeit noch wenig über die Beschaffenheit dieses Biases gesagt werden.
Damit sich der Algorithmus von Skitourenguru weiterentwickeln kann, ist Skitourenguru auf deine Mithilfe angewiesen: Jeder GPS-Track, den du aufnimmst und an Skitourenguru schickst, ist wichtig! Vielleicht nimmst du bereits seit Jahren GPS-Tracks auf und hast bereits eine kleine Sammlung. Solche Sammlungen sind besonders wertvoll. Dank Smartphones ist die Aufzeichnung von GPS-Tracks heutzutage ein Kinderspiel. Eine ziemlich vollständige Liste von Karten-Apps findest du unter Mobile Apps für OSM. Am einfachsten schickst du deine GPX-Files an folgende E-Mail. Eine vertrauliche Behandlung der Daten ist garantiert.
Die Karte lässt die meisten der wichtigen Skitourengebiete auf einen Blick erkennen: Simplon, Bedretto, Urseren, Sustenpass, Oberalppass, Lidernenhütte, Bivio, Hinterrhein, Grosser St. Bernhard, St. Antönien, Pischa, Simmental, Julier, Toggenburg, Elm, Lukmanier, Oberiberg, Wildstrubel. Offensichtlich ist aber auch, dass die Einfärbung nur teilweise dem realen Verkehrsaufkommen entspricht. Die grosse Begehungszahl im Bedrettotal oder am Simplonpass fallen auf. Im Raum Davos ist hingegen wenig los. Auch die von Bern und Zürich gut erreichbaren Skitourengebiete sind vermutlich unterrepräsentiert. Die Hotspots im Tessin sind hingegen eher auf Winterwanderer in der Nebensaison zurückzuführen. Diesbezüglich ist der Filterprozess in einer Weiterentwicklung.
Abbildung: Heatmap einer Sammlung von GPS-Tracks von Skitouren des Zeitraums 2006-2017. Basis-Karte von © Swisstopo
Eine globale Heatmap aufgeschlüsselt nach Sportaktivitäten (Bike, Wassersport, Jogging, Wintersport) gibt es von Strava. Skitourenguru kann von solchem Big-Data nur träumen.