Skitourenguru

Ziele von Skitourenguru

1. Zielgruppe

An wen richtet sich eigentlich das Angebot von Skitourenguru? Und was kann ein derartiges Tool bewirken?

Man betrachte die oben stehende Grafik. Es gibt in der Schweiz ca. 250'000 - 300'000 mehr oder weniger aktive Skitourengänger. Im roten Kasten wird die Gruppe der aktiven Skitourengänger, je nach dem, ob sie mehr planend/führend oder mitlaufend sind, eher links oder rechts angeordnet. Die mehr planenden/führenden Skitourengänger werden je nach ihrer tatsächlichen Lernbereitschaft nochmals unterteilt: Oben die mehr an Lawinenkunde interessierten, unten die eher desinteressierten Skitourengänger. Insgesamt ergeben sich vier Hauptgruppen:

Gruppe A: Rest

Die Restbevölkerung, aus der ständig neue Skitourengänger hervorgehen.

Gruppe B: Mitläufer

Eine Gruppe von aktiven Skitourengängern, die sich nicht wesentlich in die Skitourenplanung und Skitourenführung einmischen.

Gruppe C: Lerner

Eine Gruppe von Skitourengänger, die de facto Skitouren plant und durchführt. Diese Gruppe zeigt eine hohe Lernbereitschaft in Sachen praktischer und theoretischer Lawinenkunde. Es ist davon auszugehen, dass der grosse Teil der professionellen Bergführer zu dieser Gruppe zählt. Inwieweit die Lernbereitschaft in Fähigkeiten (Skills) umschlägt, ist hier nicht relevant. Ebenso interessiert in dieser Betrachtung nicht, ob sich Fähigkeit in erhöhter Sicherheit äussert.

Gruppe D: Gänger

Eine Gruppe von Skitourengängern, die de facto Skitouren planen und durchführen. In dieser Gruppe ist die tatsächliche Lernbereitschaft tief. Zu Hause mögen zwar Bücher zur Lawinenkunde zur Verfügung stehen, aber wurden sie auch gelesen,  bzw. verstanden? Skitourengänger dieser Gruppe stehen im Saft ihres Lebens: Karriere, Familie und Freizeit stellen hohe Anforderungen. Die Zeit ist knapp und Oberflächlichkeit eine Folge. Dennoch plant diese Gruppe Skitouren und führt diese auch durch. Im Schlepptau hat sie oft Mitglieder der Gruppe B. Nach Ansicht etlicher Kommentatoren dürfte es diese Gruppe überhaupt nicht geben: "Entweder beschäftigst du dich mit der Lawinenkunde, nimmst einen Bergführer oder bleibst du zu Hause!". Doch es gibt sie, diese Gruppe! Sie kümmert sich nicht um Sollen und Müssen, sie macht was sie will! Wer's nicht glaubt, begebe sich bei gutem Wetter während der Ferienzeit in ein Gebiet mit Gefahrenstufe "erheblich" und drehe sich einmal um die eigene Achse.

Wie gross sind diese vier Gruppen? Niemand weiss es. Wenn hier Zahlen genannt werden, dann um zu verdeutlichen, weshalb Skitourenguru zu welchen Schlüssen kommt. Von Interesse ist das Zahlenverhältnis zwischen Gruppe C und D. Skitourenguru geht davon aus, dass ca. 1/4 der Skitourenplaner zur Gruppe C gehören und 3/4 zur Gruppe D!

Nun ist es so, dass die Gruppe C bestens bedient wird: Exzellente Bücher zur Lawinenkunde stehen zur Verfügung. Der SAC sowie Alpinschulen bieten spannende Lawinenkurse an. Das SLF wartet mit einem breit gefächerten Informationsangebot auf. Ein unüberschaubares Angebot in Sachen Führerliteratur und vorbildliche Skitourenkarten stehen zur Verfügung. Im Internet entstehend laufend neue Portale, die Informationen der unterschiedlichsten Qualität zur Verfügung stellen.

Und wer kümmert sich um die Gruppe D? Zugegeben, es ist nicht einfach, Angehörige dieser Gruppe zu erreichen.

Du hast es bereits geahnt: Zielgruppe von Skitourenguru ist die Gruppe D! Auch die Gruppe C darf natürlich Skitourenguru nutzen, aber Skitourenguru möchte sich in erster Linie der Gruppe D annehmen. Die Gruppen A und B stehen nicht im Fokus. Wenn jedoch Mitglieder der Gruppe A oder B die Tourenplanung ihrer Planer/Führer mit Hilfe von Skitourenguru hinterfragen, muss dies nicht schlecht sein.

2. Angebot

Skitourenguru nimmt sich einem kleinen, aber nicht unbedeutenden Problem an: Die Skitourenselektion! Jedes Buch aus der Lawinenkunde behandelt irgendwann das Thema der Skitourenplanung. Zu Beginn des entsprechenden Kapitels wird jeweils eine konkrete Skitour angenommen (bspw. der Forstberg). Doch woher kommt er, der Forstberg?

Eigentlich sollte die Skitourenplanung mit einer Kandidatenliste beginnen: Nicht zu viele, aber auch mehr als eine Skitour, im Idealfall 3-5 Skitouren. Doch woher kommt diese Kandidatenliste. Wenn der Entstehungsprozess dieser Kandidatenliste nicht streng rational kontrolliert wird, dann wird die Kandidatenliste wohl immer irgendwo zufällig ausfallen: "Ich habe gehört, die Skitour X habe eine geniale Abfahrt." "Ich wollte schon immer mal auf den Y." "Im Internet steht, der Gipfel Z weise zur Zeit geniale Verhältnisse auf."

Ein rationaler Selektionsprozess zur Erstellung einer Kandidatenliste stellt höchste Anforderungen. Wer kann das? Sicher nicht die Gruppe D! Vielleicht die Gruppe C.

Doch was heisst eigentlich rational? Rational kann nur heissen: "Kompatibel zur aktuellen Lawinensituation". Um die aktuelle Lawinensituation zu bestimmen, bleibt keine andere Wahl, als sich auf das aktuelle Lawinenbulletin und eventuell weitere Informationsquellen abzustützen: Im Internet Verhältnismeldungen lesen, Web-Cams konsultieren, den berühmten Anruf beim Hüttenwart (den niemand macht). Das Lawinenbulletin bleibt jedoch in den meisten Fällen die zentrale Informationsquelle.

Gefragt sind also 3-5 Skitouren, die möglichst kompatibel sind zur aktuellen Lawinensituation. Klar, nun könnte man, um das herauszufinden, mal kurz die ca. 200 Skitouren, die von Zürich zu erreichen sind, mit der GRM durchchecken. Das dauert aber eine Weile. Skitourenguru kann das besser.

Das Ziel von Skitourenguru ist die Zusammenstellung einer initialen Kandidatenliste möglichst hoher Qualität.

Wenn dann die Kandidatenliste steht, beginnt die Skitourenplanung so, wie die Lawinenkunde das festhält. Gruppe C wird diesen Schritt gut bewältigen, die Gruppe D kommt hier wohl schnell an ihre Grenzen. Immerhin ist nun gewährleistet, dass Gruppe D nicht auf eine zur aktuellen Lawinensituation völlig inkompatible Skitour geht (Wahl einer Niete).

3. Effekte

Kein Tool ohne erwünschte und unerwünschte Effekte. Die Effekte sind in obigem Schema als Pfeile eingetragen. Erwünscht sind die durchgezogenen Pfeile, unerwünscht sind die gestrichelten Pfeile.

Pfeil 1: Erwünscht

Willkommen in der Familie der Skitourengänger! Die Berge gehören allen! Diese Leute haben entschieden, sich einem hoffentlich fähigen Planer/Führer anzuvertrauen. Zum Beispiel einem erfahrenen Bergführer.

Pfeil 2: Erwünscht

Diese Skitourengänger haben Feuer gefangen. Sie möchten selber Skitouren planen und durchführen. Sie sind wissbegierig und finden Lawinenkunde auch tatsächlich spannend. Um diese Gruppe muss man sich keine Sorgen machen. Zu Beginn tragen sie vielleicht ein erhöhtes Risiko (Wissensbegierde ist noch nicht Fähigkeit), aber diese Leute werden ihren Weg gehen.

Pfeil 3: Erwünscht

Diese Skitourengänger planen schon seit geraumer Zeit Skitouren und führen diese auch selbstständig durch. Wenn sie sich aber bisher eher oberflächlich mit der Lawinenkunde auseinandergesetzt haben, wollen sie sich nun vertieft auf das Abenteuer Lawinenkunde einlassen. Willkommen in der Gruppe C!

Das Ziel von Skitourenguru ist, den Gang von Gruppe D zur Gruppe C zu fördern. Was immer diesen Prozess unterstützen kann, soll gemacht werden! Ideen sind stets willkommen!

Pfeil 4 und 5: Unerwünscht

Bitte nicht! Der Horror von Skitourenguru! Fördert der Skitourenguru diesen Schritt? Macht sich der Skitourenguru hier mitschuldig an einem Trend zur Oberflächlichkeit? Vielleicht kann man das so sehen! Viel hängt davon ab, wie das Angebot von Skitourenguru präsentiert wird.

Was überwiegt? Die Positiveffekte (Kandidaten-Liste hoher Güte, Einstiegshilfe in die Lawinenkunde) oder die Negativ-Effekte (zusätzliche Skitourenplaner ohne Skills)? Objektiv beantworten kann diese Frage niemand. Skitourenguru ist natürlich der Überzeugung, dass die Positiv-Effekte überwiegen. Wie auch immer, eines steht fest: Wer die Negativ-Effekte verhindern will, verzichtet auch bewusst auf die Positiv-Effekte!

4. Diskussion

Das erläuterte Schema könnte natürlich beliebig erweitert werden. Skitourenguru erhebt keinen Anspruch darauf, mit diesem Schema die Wahrheit zu reflektieren. Vielmehr will Skitourenguru erklären, von welcher Sichtweise ausgegangen wird. Fest steht, dass die Skitourenszene einer enormen Dynamik ausgesetzt ist. Skitouren passen gut in eine Gesellschaft, die nach Leistung und nach Erlebnissen strebt. Diese Dynamik ist getrieben durch eine Vielzahl von Ursachen. Die Verfügbarkeit von Tools (LVS, Smartphone, Lawinenbulletin, GPS, Führer-Literatur, Lawinen-Airbag, selbsternannte Skitourengurus) ist nur eine dieser Ursachen. Im Vordergrund stehen vermutlich die Wünsche, Sehnsüchte und Bedürfnisse der Menschen.

Wer meint, diese Dynamik durch Zurückhaltung von Tools kontrollieren zu können, ist auf dem Irrweg. Der Damm ist gebrochen. Wer Lust hat, sich gegen die Wassermassen zu stemmen, soll das ruhig machen. Skitourenguru geht einen anderen Weg:

Wie können neue technische Mittel genutzt werden, um dem Publikum beim Gang in die Berge beizustehen?

5. Zum Schluss eine Frage?

Wo würdest du dich in oben stehendem Schema einordnen?