Skitourenguru

Lawinengelände (ATHM)

1. Legende

Diese Karte zeigt an, inwieweit das Gelände in der Umgebung eines Punktes die Auslösung einer Lawine durch einen Wintersportler begünstigt. Dabei geht es ausschliesslich um Eigenschaften aus dem Gelände: Hangform, Hanggrösse und Hangneigungen in der Umgebung des fraglichen Punktes. Die Karte ist statisch, verändert sich also nicht. Die Schneedeckenstabilität wird ausser acht gelassen. ATHM steht für Avalanche Terrain Hazard Map.

Die folgenden Farben finden Anwendung:

Farbe Klasse Interpretation
Transparent Kein Lawinengelände In diesen Bereichen ist eine Lawinenauslösung durch Wintersportler sehr unwahrscheinlich. Lawinenunfälle durch Spontanlawinen sind jedoch immer noch möglich.
Grün Untypisches Lawinengelände In diesen Bereichen ist eine Lawinenauslösung durch Wintersportler untypisch.
Blau Typisches Lawinengelände In diesen Bereichen ist eine Lawinenauslösung durch Wintersportler typisch.
Rot Sehr typisches Lawinengelände In diesen Bereichen ist eine Lawinenauslösung durch Wintersportler sehr typisch.

Sehr steiles Gelände kann lawinensicher sein. Der Schnee gleitet schon während dem Schneefall ab. Dennoch ist sehr steiles Gelände potentiell gefährlich. Es ist deshalb sinnvoll diese Karte zusammen mit der Karte Steilgelände (50°-90°) anzuschauen.

2. Download

Du kannst diese Karte herunterladen und als Offline-Karte in einer Karten-App (z.B. OsmAnd, Oruxmaps, LocusMap, GuruMaps) oder in einem Geographischen Informationssystem (z.B. qGis) als Overlay anzeigen. Skitourenguru erlaubt den Download und die Nutzung zu privaten, nicht-kommerziellen Zwecken der auf dieser Seite angebotenen Daten. Darüber hinaus gelten die Nutzungsbedingungen der Herausgeber der enthaltenen Rohdaten. Andersweitige Nutzungen, bspw. eine Republikation bedürfen der Einwilligung von Skitourenguru.

Mehr Information findest du unter Amtliche, topographische Karten immer in deiner Tasche.

3. Chancen und Grenzen dieser Karte

Wie nutze ich die Karte?

Lege die Route so, dass sie rote, blaue und wo möglich auch grüne Bereiche meidet.

Was sind die Grenzen der Karte?

Karten zum Lawinengelände sind eine neuartige Erscheinung. Während der Entwicklung müssen zwingend Annahmen getroffen werden. Jede Karte zum Lawinengelände entspricht deshalb notwendigerweise einer subjektiven Interpretation des Geländes. Für eine Lawinenauslösung braucht es nicht nur das entsprechende Gelände, sondern auch eine instabile Schneedecke. Die vorliegende Karte fokussiert jedoch ausschliesslich auf das Gelände. Dabei stehen durch Wintersportler ausgelöste Lawinen im Fokus und nicht etwa Spontanlawinen.

Die Karte stützt sich auf amtliche Höhenmodelle der Alpen. Diese Höhenmodelle sind hoch aufgelöst (10 m) und genau (~1 m). Es ist allerdings zu beachten, dass auch hochwertige Höhenmodelle Artefakte (Fehler) enthalten können. Dies gilt insbesondere nahe an Länder- und Regionsgrenzen. Durch die Beschneiung kann sich zudem das Gelände erheblich verändern. Fehler im Höhenmodell können sich negativ auf die Qualität der Karte auswirken.

Für welche Gefahrenstufen gilt die Karte?

Die ATHM basiert auf einer reinen Geländeanalyse, abstrahiert also von den aktuellen Schnee- und Lawinenverhältnissen. Bei der Berechnung des relevanten Hangbereiches müssen jedoch Annahmen zur Auslösedistanz gemacht werden. Diese Annahmen treffen typischerweise für den Bereich zwischen 2-Mässig und 3-Erheblich zu. Spätestens ab der Gefahrenstufe 4-Gross sind Spontanlawinen möglich bzw. wahrscheinlich. Die vorliegende Karte deckt Spontanlawinen nicht ab. Zudem ist bei der Gefahrenstufe 4-Gross mit grösseren Auslösedistanzen zu rechnen.

4. Vergleich mit der Neigungskarte

Eine Karte mit Hangneigungsklassen gibt bereits Aufschluss darüber wie sehr ein Punkt gegenüber Lawinen exponiert ist. Lawinengelände ist aber weit mehr als Hangneigung. Man vergleiche die folgenden zwei Kartenausschnitte:

  • Der Punkt 1 liegt zwar im flachen Gelände (Karte links), er ist aber sehr exponiert gegenüber Lawinen (Karte rechts). Dabei geht es nicht primär um den Auslaufbereich von Spontanlawinen. Ein Wintersportler, der am Punkt 1 steht ist nahe genug am darüber gelegenenen Hang, um diesen auslösen zu können.
  • Der Punkt 2 befindet sich zwar im steilen Gelände (Karte links), aber es handelt sich nicht um eigentliches Lawinengelände (Karte rechts). Zwar ist es durchaus möglich vom Grat aus Lawinen in den beiden Flanken auszulösen, diese Lawinen tangieren den Wintersportler aber in der Regel nicht, so lange er sich in der Mitte des Grates aufhält. Die Lawinen können jedoch andere Wintersportler gefährden.

Abb. 1: Hangneigung und Lawinengelände im Vergleich (Basiskarte: © Swisstopo)

Ganz offensichtlich geht es beim Lawinengelände nicht nur um die Hangneigung, sondern auch um die Hangform und Hanggrösse.

5. Weitere Karten zum Lawinengelände

Das Konzept des Lawinengeländes kommt ursprünglich aus Kanada. Dort wurde die Avalanche Terrain Exposure Scale (ATES) eingeführt. Im Gengensatz zum Lawinengelände auf Skitourenguru (ATHM) hat ATES jedoch einen Fokus auf Spontanlawinen und mischt diese mit Information, die mit dem alpintechnischen Schwierigkeitsgrad zusammenhängen.

Auch das SLF hat unter Mitwirkung von Skitourenguru zwei Karten zum Lawinengelände in der Schweiz (ATH und CAT) publiziert. Auf der Web-Seite von Skitourenguru können die SLF-Karten direkt mit dem Lawinengelände (ATHM) von Skitourenguru verglichen werden. Wer sich ausgiebig mit dem Lawinengelände befasst kann sich selbständig eine Meinung darüber bilden welche der Karten eher stimmig ist.

Im Artikel Lawinengefahrenkarte finden sich Links mit dessen Hilfe ATHM-Karten gemäss Skitourenguru mit ATES-Karten der Pyrenäen und ATES-Karten von Norwegen verglichen werden können.

6. Wie entsteht die Karte?

Für jeden Punkt im Gelände werden zwei Schritte durchgeführt:

  • Im ersten Schritt wird der relevante Hangbereich (gelb im Video unten) bestimmt. Dies geschieht indem in allen Richtungen die nächste Hangfalte gesucht wird.
  • Im zweiten Schritt wird in Abhängigkeit der Grösse des relevanten Hangbereiches und der Neigungen auf dem relevanten Hangbereich dem Punkt ein Farbwert zugewiesen (weiss bis rot im Video unten).

Abb. 2: Visualisierung der Berechnung des Lawinengeländes (Basiskarte: © Swisstopo)

Die Berechnung von ATHM ist rechenaufwändig. Sie dauert für den ganzen Alpenbogen ca. 3 Monate. Mehr Informationen zum Algorithmus findest du in den folgenden Dokumenten:

7. Rohdaten

Skitourenguru verwendet amtliche Höhenmodelle hoher Qualität und hoher Auflösung (5 - 10 m), um das Lawinengelände zu berechnen. Eine vollständige Liste der verwendeten Höhenmodelle findest du im Kapitel 2 unter dem folgenden Link: Verwendete Höhenmodelle.