Bewertung benutzer-generierter Routen
Dieser Prototyp passt eine von dir gewählte Route an und schätzt anschliessend deren Lawinenrisiko
- Beachte, dass es sich um einen Prototypen handelt und die Resultate im Grundsatz unsicher sind!
- Die Planung und Durchführung deiner Wintersportaktivitäten erfolgt auf dein eigenes Risiko und in deiner alleinigen Verantwortung!
- Dieser Prototyp ist auf ca. 3600 Berechnungen pro Stunde limitiert!
1. Einleitung
Seit den Anfangszeiten von Skitourenguru wünschen sich die Benutzer:innen die Möglichkeit Routen selber zeichnen zu können und anschliessend durch den Algorithmus von Skitourenguru bewerten zu lassen. Technisch ist die Implementation eines derartigen Features kein grosses Problem. Es stellt sich aber eine knifflige Frage: Wie gut sind denn eigentlich Routen, die von Benutzer:innen gezeichnet werden? Eine qualitativ hochwertige Route auf einer guten topographischen Karte einzuzeichnen ist hohe Kunst. Das Spektrum der erfassten Routenqualität wird von "schlecht" bis "perfekt" reichen. "Schlecht" eingetragene Routen werden vom Algorithmus von Skitourenguru "schlecht" bewertet.
Zu einem derartigen Feature gehört deshalb auch ein Algorithmus, der die eingegebene Route anpassen kann. Die Entwicklung und Implementation eines solchen Routenanpassung-Algorithmus sind sehr aufwändig. Glücklicherweise hat A. Eisenhut exzellente Vorarbeit geleistet. Der GIS-Experte arbeitet seit über 10 Jahren an einem Algorithmus, der in der Lage ist selbständig Routen zu legen bzw. anzupassen. Mehr zu diesem Thema findest du im Artikel Der Computer als Skitourenautor (SAC-Heft 2/2020) oder unter Automatisch generierte Skitouren.
2. Was kann das Feature?
a) Vor der Skitour (Bewertung einer von dir gezeichneten Route)
Skitourenguru bewertet eine feste Anzahl von gängigen Routen. Es ist nicht das Ziel alle Routen abzudecken. D.h. es wird immer auch Routen geben, die dich interessieren, aber nicht Bestandteil der Standardsammlung von Skitourenguru sind. Dank diesem Feature kannst du eine solche Route auf einer Karte selber zeichnen. Anschliessend wird die Route falls gewünscht angepasst und mit einem von dir vorgegebenen Bulletin bewertet. D.h. Skitourenguru berechnet den Risiko-Indikator (grün, orange oder rot).
b) Nach der Skitour (Bewertung eines aufgezeichneten GPS-Tracks)
Mit den meisten Karten-Apps ist es möglich eine Route aufzuzeichnen und in einem GPX-File abzuspeichern. Mit Hilfe von diesem Feature kannst du das GPX-File hochladen. Anschliessend wird die Route falls gewünscht angepasst und mit einem von dir vorgegebenen Bulletin bewertet. D.h. Skitourenguru berechnet den Risiko-Indikator (grün, orange oder rot). So erhältst du nachträglich ein Feedback über das auf der Route eingegangene Risiko. Achtung: Skitourenguru bewertet eine Route immer nur auf Grund des von dir eingegebenen Bulletins sowie des Geländes. Skitourenguru kann diejenige Information, die dir "vor Ort" und "im Einzelhang" zugänglich wurde, nicht berücksichtigen. Eine gewisse Abweichung wird also eher die Regel als die Ausnahme sein. Dies gilt nicht nur für die Bewertung der Route, sondern auch für die Routenanpassung.
Trotzdem kann der Vergleich zwischen deiner eigenen Einschätzung und der Einschätzung von Skitourenguru einen aufschlussreichen Einblick geben. Weder die Einschätzung durch Menschen ist perfekt noch jene der Maschinen. Es ist deshalb wichtig nicht nur die Grenzen der Maschine kennenzulernen, sondern auch die Unzulänglichkeit der eigenen Einschätzung.
c) Mit einer Standardroute experimentieren
Vielleicht hast du eine der Standardrouten von Skitourenguru gewählt, bist aber mit dem Routenverlauf nicht zufrieden. Oder du willst eine Variante erstellen. Du kannst im rechten Tab der Routen-Detailansicht unter Mehr anzeigen auf den Button Experimentiere mit Route klicken. Die Route wird dann quasi auf die Werkbank gelegt. Du kannst die schwarze Linie nun editieren. Sobald du mit dem Routenverlauf zufrieden bist, kannst du die Route anpassen und bewerten lassen.
3. An wen richtet sich das Feature?
Die meisten Benutzer:innen sind mit der Grundfunktionalität von Skitourenguru bedient. Das neue Feature richtet sich primär an erfahrene Wintersportler:innen, die sich in Praxis und Theorie mit der Lawinenkunde, dem Gelände und dem Skitourensport auseinandergesetzt haben. Das vorliegende Feature kann nur dann zielführend benutzt werden, wenn zumindest eine Idee einer möglichen Route vorliegt. Wie bei allen computer-erzeugten Produkten ist zudem ein kritischer Umgang mit den Resultaten gefordert. Ein solcher muss erlernt werden.
Video 1: Routenanpassung und Routenbewertung am Beispiel des "Guli" (ein vertontes Video).
4. Wie benutze ich das Feature?
a) Die Eingabe
- Eingabe einer Route: Durch einen Klick auf die Karte kannst du einen ersten Punkt setzen. Jeder weitere Klick setzt einen nächsten Punkt. Durch Doppel-Klick kannst du das Zeichnen beenden. Es ist nachträglich immer auch möglich einen Punkt durch ziehen zu verschieben. Ebenso ist es möglich nachträglich einen zusätzlichen Punkt auf einem Segment einzufügen. Dazu fährst du mit dem Cursor an den gewünschten Ort und ziehst den hinzugefügten Punkt nach Belieben an einen neuen Ort. Du kannst einen Punkt löschen, indem du bei gehaltener Alt-Taste auf ihn klickst. Merke, diese Manipulationen entsprechen dem Standard von OpenLayers. Anstatt eine Route zu zeichnen, kannst du im "rechten Tab" unter "Lade GPX-File" auch einen GPS-Track hochladen. Dieser wird sofort auf der Karte angezeigt. Mehr zu GPX-Files erfährst du unter Kapitel 5.
- Wahl eines Bulletins: Oben im "rechten Tab" kannst du ein Bulletin (Gefahrenstufe, kritische Höhe und kritische Expositionen) eingeben. Die kritischen Expositionen lassen sich durch Klicks auf die Rose verändern. Skitourenguru wird die von dir vorgegebene Route also immer mit einem Bulletin bewerten, welches du von Hand eingegeben hast. Entweder erkundigst du dich beim zuständigen Lawinenwarndienst (z.B. SLF) nach dem gültigen Bulletin oder du machst, falls du dir das zutraust, eine eigene Einschätzung. Ein interessantes Tool zur eigenen Einschätzung ist der Nivocheck 2.0 des Schweizerischen Bergführerverbandes (SBV). Das Ziel dieser Handarbeit ist die eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit den aktuellen Schnee- und Lawinenverhältnissen.
- Einstellungen zur Routenanpassung: Bevor Skitourenguru die eingegebene Route bewertet, wird sie nach deinen Vorgaben angepasst. Eine wichtige Rolle spielt dabei der sogenannte Spielraum. Dieser legt fest, wie frei der Algorithmus bei der Anpassung sein soll. Bei 0% wird die Route genau so bewertet, wie du sie eingegeben hast. Bei 100% hat der Algorithmus maximale Freiheit bei der Anpassung, er berücksichtigt also nur noch den von dir vorgegebenen Start- und Zielpunkt. Du kannst diesen "Slider" als eine Art Hundeleine anschauen. Je kleiner der Wert, desto stärker nimmst du den Algorithmus an die Leine. Du wirst schnell merken, dass Skitourenguru je nach der Anzahl von dir vorgegebenen Punkt den Spielraum "rational" voreinstellt. Machst du wenige Punkte, dann soll der Algorithmus frei sein in der Routenanpassung. Machst du viele Punkte, dann soll sich der Algorithmus stärker an die eingegebene Route halten. In beiden Fällen liegt es an dir den Spielraum festzulegen.
- Schutzgebiete: Schutzgebiete werden stets in den Farben gelb (empfohlen) und rot (rechtsverbindlich) angezeigt. Du kannst mit Hilfe einer Checkbox bestimmen, ob die Schutzgebiete bei der Routenanpassung berücksichtigt werden sollen.
- Start Bewertung: Jetzt ist alles bereit, um die Routenanpassung und die Bewertung zu starten. Klicke also auf den Button "Start Bewertung". Je nach deinen Vorgaben musst du nun 5 bis 15 Sekunden auf eine Antwort warten.
b) Die Ausgabe
Links in der Karte erscheint wie üblich die bewertete Route. Mit Hilfe eines kontinuierlichen (blauen) Farbverlaufes wird zudem die Begehbarkeit des Geländes mit Skiern visualisiert. Je dunkelblauer die Einfärbung, desto geeigneter ist das Gelände für den Aufstieg mit Skiern. Je nach Gelände werden so auch mögliche Varianten sichtbar. Rechts findest du die üblichen Informationen zur nun bewerteten Route. Für die meisten Elemente sind Links hinterlegt. Ist dir die Bedeutung eines Elementes unklar, so gelangst du in der Regel durch Klick auf das Element zu weiterführender Information. Weitere Informationen findest du im Handbuch von Skitourenguru.
Achtung: Vergleiche die berechnete Route mit dem Routennetzwerk des SAC (blaue Linien) oder mit anderen Quellen. Diskutiere den Routenverlauf mit deinen Buddies. Suche einen kritischen Umgang mit Routen, unabhängig von der Quelle der Route. Gute bzw. schlechte Routen finden sich potentiell überall.
c) Permalink
Mit Hilfe des Links (oben im Browser-Fenster) kannst du das Ergebnis der Berechnung auch zukünftig aufrufen. Um das Kopieren des Links zu vereinfachen, kannst du auch einfach auf den Button Kopiere Link zum Teilen klicken. Mit Ctrl-V (Windows) bzw. Apfel-V (Apple) lässt sich der Link dann bspw. in ein E-Mail kopieren. Du kannst diesen Link auch mit anderen Personen teilen. Beachte, alle die den Link nicht haben, können das Ergebnis nicht einsehen.
d) Einstellungen zur Routenanpassung
Es gibt eine ganze Reihe weiterer "Einstellungen zur Routenanpassung". Letztendlich kannst du damit den Routenanpassung-Algorithmus fein steuern. In der Regel wird es aber nicht notwendig sein diese Einstellungen zu verändern. Die einzelnen Sliders kannst du nur verstehen, wenn du dich mit Kapitel 6 auseinandergesetzt hast. Unter dem Informations-Button (links des Sliders) findest du zu jedem Slider weiterführende Information.
5. GPX-Files
Du kannst auch ein GPX-File hochladen. Skitourenguru wird den ersten im File enthaltenen Track auf der Karte darstellen. Du kannst mit der Checkbox Schneide GPX-File am 'Gipfel' bestimmen, ob der Track vom Start- bis zum Endpunkt bewertet werden soll oder nur vom Startpunkt bis zum 'Gipfel'. Nicht in allen Fällen wird der Algorithmus einen dir genehmen Start- und Endpunkt bestimmen. Wenn du mit der Auswahl nicht zufrieden bist, dann kannst du deinen Track auch mit einem GPX-Editor schneiden bzw. bearbeiten. Empfohlen sei dieser OpenSource GPX-Editor (Windows). Mit dem Tool ist es bspw. möglich den Track auf einer OpenStreetMap-Karte zu schneiden. Noch besser, aber komplzierter geht das mit einem richtigen Geographischen Informationssystem (GIS), z.B. dem OpenSource GIS namens qGis (Windows, Linux, Mac).
GPX-Tracks enthalten grundsätzlich für jeden vom GPS aufgenommenen Punkt einen Zeitstempel. Leider entfernen einige der handelsüblichen Tools diese Zeitstempel beim GPX-Export (z.B. Suunto). Skitourenguru sammelt vollständig anonymisiert die hochgeladenen Daten. Diese werden für wissenschaftliche Zwecke ausgewertet. Genauere Informationen findest du unter Privatsphäre. Die Zeitstempel sind deshalb interessant, weil sie Aufschluss darüber geben welches Gelände bei welchen Verhältnissen aufgesucht wird. Du machst also nicht nur Skitourenguru, sondern indirekt auch der Skitouren-Community einen Gefallen, wenn du die GPS-Tracks inklusive Zeitstempel bewerten lässt. Ob Zeitstempel enthalten sind, kannst du leicht herausfinden, indem du das File mit einem Text-Editor öffnest und prüfst, on Time-Elemente enthalten sind.
Skitourenguru sammelt Informationen zum GPX-Export inklusive Zeitstempel handelsüblicher Tools:
- Suunto: Beim Suunto-Tool bleiben die Zeitstempel erhalten, indem der Track mit dem Button GPX workout exp. exportiert wird.
- Garmin: Melde dich, falls du hier einen Beitrag leisten kannst.
Wenn du viel Wert auf deine Privatsphäre legst, dann lässt du nur GPX-Tracks ohne Zeitstempel bewerten. Einen grossen Gewinn für deine Privatsphäre bringt das aber nicht, denn Google/Apple bzw. Garmin/Suunto kennen sowieso dein personalisiertes (!) Bewegungsprofil.
Skitourenguru empfiehlt sowieso die Aufnahme des GPS-Tracks mit Hilfe einer OpenSource-App. Wie du wunderbare topographische Offline-Karten gratis (!) auf dein Smartphone bringst, erfährst du unter dem folgenden Link:
Amtliche, topographische Karten (Swisstopo, BEV, LDBV, OTM) auf deinem Smartphone
6. Wie funktioniert das Feature?
Dieses Kapitel gibt einen Einblick in den Routenanpassung-Algorithmus. Falls du dich für den Lawinenrisiko-Algorithmus interessierst, findest du unter Modell weiterführende Informationen.
In einem Satz zusammengefasst berechnet der Routenanpassung-Algorithmus den günstigsten Weg durch eine Kostenoberfläche. Die Figur 1 zeigt ein einfaches Beispiel einer Kostenoberfläche. Jede Zelle entspricht einer Fläche von 10 x 10 m. Jeder Zelle ist ein Kostenwert zugewiesen. Die Kostenwerte sind hoch gesetzt, wenn das Gelände ungeeignet zur Begehung mit Skiern ist. Die Kostenwerte sind hingegen tief gesetzt, wenn das Gelände geeignet zur Begehung mit Skiern ist. Wir wollen von der ersten roten Zelle (oben links) zur zweiten roten Zelle (unten rechts) reisen. Gesucht ist ein Weg, der die Summe der durchschrittenen Zellwerte (Durchgangskosten) minimiert. Wenn wir uns nicht diagonal bewegen, stellt der "gelbe Weg" die günstigste Verbindung dar.
Die Problemstellung ist nicht neu. Der Algorithmus von Dijkstra findet die Lösung mit den minimalen Kosten.
1 | 4 | 6 | 90 | 8 | 9 | 3 | 30 |
3 | 4 | 0 | 28 | 6 | 9 | 6 | 4 |
5 | 5 | 45 | 67 | 9 | 3 | 7 | 9 |
20 | 7 | 8 | 9 | 0 | 24 | 1 | 2 |
7 | 7 | 9 | 1 | 7 | 3 | 6 | 5 |
1 | 6 | 9 | 6 | 12 | 68 | 7 | 4 |
45 | 12 | 6 | 4 | 5 | 2 | 7 | 7 |
7 | 8 | 4 | 3 | 4 | 6 | 8 | 8 |
0 | 1 | 5 | 3 | 64 | 8 | 12 | 1 |
Bleibt die Frage, wie eine derartige Kostenoberfläche entsteht. Die Entwicklung einer guten Kostenoberfläche ist anspruchsvoll. Skitourengänger:innen haben eine spezifische Präferenz: Am liebsten Gelände mit Neigungen um die 20°, möglichst wenig (dichten) Wald, lieber homogene Hänge statt konvexes oder konkaves Gelände, möglichst wenig Lawinengelände. A. Eisenhut hat in jahrelanger Arbeit eine Kostenoberfläche entwickelt, die auf ca. einem Dutzend Kriterien basiert. Mehr zum Thema findet sich unter Automatisch generierte Skitouren.
In Wirklichkeit ist die Sache noch etwas komplizierter. Der Routenanpassung-Algorithmus berücksichtigt nicht nur die Durchgangskosten, sondern auch sogenannte Bewegungskosten. Bewegungskosten entstehen durch grosse horizontale oder vertikale Distanzen. Grosse Umwege mögen zwar zu tiefen Durchgangskosten führen, aber die zurückgelegte Distanz nimmt zu. Das kann "bestraft" werden. Ebenso können zusätzliche Aufstiegskosten oder Abstiegskosten "bestraft" werden. Mit den "Einstellungen zur Routenanpassung" können die Gewichte verschoben werden:
- Bewegungskostengewicht: Je höher dieser Wert, desto stärker werden die Bewegungskosten gegenüber den Durchgangskosten (Summe der Kosten aus der Kostenoberfläche) gewichtet.
- Distanzkosten: Je höher der Wert, desto stärker werden Umwege vermieden.
- Aufstiegskosten: Je höher der Wert, desto mehr werden Aufstiege vermieden.
- Abstiegskosten: Je höher der Wert, desto mehr werden Abstiege respektive Abfahrten vermieden.
Mit dem Slider Lawinengelände kann schliesslich bestimmt werden, in welchem Ausmass Lawinengelände vermieden werden soll. In einer stabilen Frühlingssituation möchten wir das Lawinengelände vermutlich kaum berücksichtigen. Im Hochwinter, wenn trockene Schneebrettlawinen die Hauptgefahr darstellen, möchten wir hingegen Lawinengelände eher meiden. Schnell wird man feststellen, dass der Algorithmus die Tendenz hat auf Grate auszuweichen, sofern das Lawinengelände stärker berücksichtigt wird. Ob dann diese Grate auch begehbar sind, ist eine andere Frage. Solche Zielkonflikte sind typisch für den Bergsport.
Umgesetzt wird die Routenanpassung mit Hilfe eines GIS (Geographisches Informationssystem) namens GRASS, wobei dem Tool r.walk eine zentrale Rolle zukommt. Wer die Sliders besser verstehen möchte, findet in der Dokumentation von diesem Tool hilfreiche Information.
Mehr Informationen zum Algorithmus und den verwendeten Daten findest du im folgenden ISSW-Paper:
- Auf deutsch (halb-automatische Übersetzung): G. Schmudlach and A. Eisenhut (2024): Den Routenverlauf von Skitouren berechnen.
- Auf englisch (Orginal): G. Schmudlach and A. Eisenhut (2024): A routing algorithm for backcontry ski tours.
7. Was sind die Grenzen des Features?
Dieses Kapitel bespricht die Grenzen des Routenanpassung-Algorithmus. Falls du dich für die Grenzen des Lawinenrisiko-Algorithmus interessierst, findest du unter Modell oder im Handbuch von Skitourenguru weiterführende Informationen.
Der Routenanpassung-Algorithmus basiert auf einem digitalen Abbild der Realität. Bei allen Fortschritten in der Datenerhebung bleibt ein digitales Abbild immer nur ein Abbild der Realität. Dadurch ergeben sich Grenzen. Diese werden in Kapitel 6 von Automatisch generierte Skitouren aufgelistet.
Weitere Einschränkungen:
- Die Routenanpassung "optimiert" eine Route primär für den Aufstieg und nicht für die Abfahrt.
- Zurzeit steht das Feature für den ganzen Alpenraum zur Verfügung. Eine Ausweitung auf weitere Gebirge ist nicht geplant.
- Die Route darf nicht länger als 30 km und nicht kürzer als 100 m sein.
- Die aktuellen Schnee- und Lawinenverhältnisse gemäss Lawinenbulletin werden bei der Routenanpassung nicht berücksichtigt.
- Der Algorithmus sucht maximal im Umkreis von 2 km um die "gezeichnete Route" nach einer "optimalen Route". D.h. es wird ein Puffer von 2 km um die "gezeichnete Route" gelegt und dann ausschliesslich im resultierenden Fenster nach der "optimalen Route" gesucht. Der Algorithmus ist also durchaus bereit auch grosse Umwege zu machen, aber alles hat seine Grenzen. Ein grösserer Puffer als 2 km hätte einen unverhältnismässigen Rechenaufwand zur Folge.
Skitourenguru arbeitet bereits seit einigen Jahren an diesem Feature. Das Ende der Fahnenstange ist jedoch noch nicht erreicht. Um in einem frühen Stadium Feedback der Benutzer:innen einzufangen, wird das Feature als Prototyp freigeschaltet. Rückmeldungen kannst du per E-Mail an Skitourenguru senden.
Die nächsten Jahre werden eine stetige Verbesserung mit sich bringen. Bis es so weit ist, ist deine Geduld und deine Fehlertoleranz gefordert.
8. Was bringt die Zukunft?
An Ideen für eine Weiterentwicklung dieses Features fehlt es nicht:
- Mittelfristig soll die "gutachterliche Kostenoberfläche" durch eine Kostenoberfläche abgelöst werden, die durch maschinelles Lernen aus Begehungsdaten trainiert wurde. Zu diesem Zweck arbeitet Skitourenguru an einem neuen Datensatz: Travel Usage Dataset (TUD).
- Automatisches Einlesen des aktuellen Bulletins (sofern gefordert und erwünscht).
- Berücksichtigung der aktuellen Schnee- und Lawinensituation (z.B. Lawinenbulletin) bei der Routenanpassung.
- Verwendung eines Höhenmodelles mit höherer Auflösung (z.B. 2 m statt wie heute 5 m): Zur Zeit stehen Höhenmodelle mit einer wahren Auflösung von 2 m noch nicht flächig für den ganzen Alpenraum zur Verfügung.
- Vollautomatisches Rechnen einer Skitourenkarte mit Routenkorridoren für den ganzen Alpenraum. Eine solche Karte gibt es bereits für die Schweiz
9. Fragen und Antworten
Berücksichtigt der Algorithmus Wildruhezonen und Wildschutzgebiete?
Dies kannst du durch Aktivieren bzw. Deaktivieren des Häkchens "Beachte Schutzgebiete" frei wählen.
Sammelt Skitourenguru meine Daten?
Ja, Skitourenguru sammelt vollständig anonymisiert einige wenige Daten. Diese werden für wissenschaftliche Zwecke ausgewertet. Genauere Informationen findest du unter Privatsphäre.
Ist das Ergebnis für alle sichtbar?
Wer den Permalink hat kann das Ergebnis einsehen, wer ihn nicht hat kann das Ergebnis nicht einsehen. So lange du den Permalink nicht teilst, kann das Ergebnis von niemandem (ausser Skitourenguru) eingesehen werden. Auch für Skitourenguru bleibt der Autor einer Route unbekannt.
Warum dauert die Bewertung so lange?
Insbesondere die Routenanpassung ist rechenaufwändig. Das Potential zur Optimierung ist jedoch noch riesig.
Was bedeutet: "Der Server ist zur Zeit ausgelastet, versuche es später nochmals?"
Die zwei Server von Skitourenguru haben je 16 CPU's. Davon werden nur 8 CPU's für dieses Feature bereitgestellt. Wenn nun bereits 8 parallele Requests im Gange sind, dann wird der nächste Request abgelehnt. Versuche es später nochmals, z.B. zu Randzeiten (d.h. In der Nacht ab 22h bis am Morgen 9h und dann wieder zwischen 12h und 15h).
Warum wird das aktuelle Bulletin nicht automatisch eingelesen?
Das Bulletin ist ein ausgezeichneter Einstiegspunkt, um sich mit der aktuellen Schnee- und Lawinensituation auseinanderzusetzen. Es kann nicht schaden, wenn du das Bulletin (Gefahrenstufe, kritische Höhe, kritische Expositionen) deiner Wunschroute von Hand suchen und eingeben musst. Nicht immer ist zudem klar, ob du deine Route mit dem aktuellen Bulletin bewerten möchtest. Ebenso gut kann es sein, dass du dich für eine vergangene oder eine (mögliche) zukünftige Situation interessierst. Nicht zuletzt gibt es auch Wintersportler:innen, die eine eigenständige Einschätzung vornehmen möchten. Zusammengefasst: Skitourenguru kann nicht wissen mit welchem Bulletin du deine Wunschroute bewerten möchtest.
Kann ich das Ergebnis mit jemandem teilen?
Ja, du kannst den Link (oben im Browser-Fenster) des Ergebnisses speichern und teilen. Wer den Link hat, kann das Ergebnis aufrufen. Du kannst so auch selbst das Ergebnis später wieder aufrufen. Alle die den Link nicht haben, können das Ergebnis nicht einsehen.
Kann der Algorithmus auch für das voll-automatische Legen einer Route verwendet werden?
Technisch geht das. Du setzt einen Startpunkt (Klick) und einen Zielpunkt (Doppelklick). Nun verifizierst du, dass der Spielraum auf 100% steht. Anschliessend wird Skitourenguru vollautomatisch eine Route berechnen. Die Qualität kann es mit erfahrenen Wintersportler:innen aufnehmen, sofern zwischen Start und Ziel auch gängiges Skitourengelände liegt. Es ist aber auch mit sonderbaren Ergebnissen zu rechnen, insbesondere bei anspruchsvollerem Gelände. Ein gutes Mass an "gesundem Menschenverstand" ist bei der Beurteilung der Ergebnisse gefragt. Das primäre Ziel dieses Features liegt nicht auf der Freisuche, sondern auf der Routenanpassung mit anschliessender Bewertung.
Wird dieses Feature zu noch mehr Traffic im Skitourengelände führen?
Warum suchen Menschen die Natur und die Berge auf? Weil neue Tools aufkommen? Wohl kaum! Die meisten Benutzer:innen sind mit der Grundfunktionalität von Skitourenguru sowieso bereits bestens bedient. Das vorliegende Feature richtet sich primär an erfahrene Wintersportler:innen. Benutzer:innen müssen mindestens eine Idee haben, wohin sie wollen. Das reduziert den Kreis von Benutzern:innen. Wenn du findest es gibt zu viele Wintersportler:innen, dann sei an folgendes erinnert: Aus der Sicht der "Anderen" bist auch du ein "Anderer".
Ich möchte die Route genau so bewerten lassen, wie ich sie eingegeben habe! Wie geht das?
Setze in den Einstellungen zur Routenanpassung den Slider Spielraum auf 0%. Bei 0% wird die Route genau so bewertet, wie du sie eingegeben hast.
Warum werden keine statischen Schlüsselstellen angezeigt (graue Kreise)?
Da du hier dein Lawinenbulletin selber wählen kannst, genügen die Einfärbungen des Routenverlaufes mit grün, orange und rot. So kannst du bspw. ein "schärferes" Lawinenbulletin ausprobieren und siehst sofort wo deine Schlüsselstellen liegen. Über kurz oder lang wird aber Skitourenguru die statischen Schlüsselstellen implementieren.
Ist die Routenberechnung unabhängig vom eingegebenen Lawinenbulletin?
Ja, bei der Routenberechnung bzw. Routenanpassung wird das Lawinenbulletin nicht berücksichtigt.
Wie beende ich das Zeichnen?
Mit einem Doppel-Klick.
Warum ist das Zeichnen so schwierig?
Das Digitalisieren der Routen basiert auf der Standard-Funktionalität von OpenLayers (Programmier-Bibliothek). OpenLayers hat sich gut überlegt, wie man ein Objekt auf einer Karte digitalisieren soll. Irgendwie muss man abschliessen. Da man eh schon mit der Maus arbeitet, macht ein Doppelklick Sinn. Dass der nächste Klick nach dem Doppel-Klick wieder mit einer neuen Route beginnt ist ebenfalls naheliegend, aber auch gewöhnungsbedürftig. Verbesserungsvorschläge sind willkommen.
Wie gross ist der Suchradius?
Der Algorithmus sucht maximal im Umkreis von 2 km um die "gezeichnete Route" nach einer "optimalen Route". D.h. es wird ein Puffer von 2 km um die "gezeichnete Route" gelegt und dann ausschliesslich im resultierenden Fenster nach der "optimalen Route" gesucht. Der Algorithmus ist also durchaus bereit auch grosse Umwege zu machen, aber alles hat seine Grenzen. Ein grösserer Puffer als 2 km hätte einen unverhältnismässigen Rechenaufwand zur Folge.